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***Allied - Vertraute Fremde***

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Autorin: Claudia Oberst
 
“Allied - Vertraute Fremde”: Brad Pitt spricht französisch und für Marion Cotillard wird ein Traum wahr. Das Casablanca der 1940er Jahre, maßgeschneiderte Kostüme, und zwei von Hollywoods schönsten Gesichtern vereint im Kampf gegen Nazi-Deutschland - “Allied - Vertraute Fremde” ist eine gutgemeinte Homage an das Kino vergangener Tage, nur das Publikum kommt dabei zu kurz.
 
Brad Pitt, in seiner ersten Rolle seit Bekanntwerden seiner Trennung von Angelina Jolie, spielt den kanadischen Geheimdienstoffizier Max Vatan. Bei einem Einsatz in Marokko 1942 trifft Max auf die französische Widerstandskämpferin Marianne Beausejour (Marion Cotillard).
 
Gemeinsam töten die beiden den deutschen Botschafter in Casablanca und Max verliebt sich Hals über Kopf in die geheimnisvolle Marianne. Nach Einsatzende ziehen die beiden nach London. Die gemeinsame Tochter wird in einer dramatisch inszenierten Bombennacht geboren.
 
Das Londoner Vorstadtidyll scheint perfekt, bis Max, jetzt ein fürsorglicher Ehemann und Bürohengst, erfährt, dass seine Frau verdächtigt wird, eine Doppelagentin für die Nazis zu sein und er den Befehl erhält, sie zu töten, sollte sich der Verdacht bewahrheiten.

 
Brad Pitt lernt französisch und bezaubert seine Fans
 
Bei der Premiere in Los Angeles war bei Brad Pitt, der gerade eigenes Ehedrama durchmacht, von der Seelenqual seiner Figur nichts zu spüren. Leicht gebräunt und mit kurzen Haaren, brachte der 52-jährige die Frauenherzen reihenweise zum Schmelzen. Egal ob sie 20 oder 60 waren: Die Damenwelt lag Pitt auf dem roten Teppich und im Saal zu Füßen. Und der Amerikaner wusste, was von ihm erwartet wird: Er schrieb brav Autogramme, posierte für Selfies und machte den ein oder anderen selbstironischen Witz.
 
Etwa über sein französisch. Das musste er für seine Rolle lernen. Ja, sein Akzent sei sicher noch ausbaufähig, räumte Pitt ein. Dafür habe Kollegin Cotillard, geborene Französin, ihm die wichtigsten Schimpfwörter beigebracht.
 
Für Cotillard hat sich mit Allied ein Kindheitstraum erfüllt. Ich saß früher vor dem Fernseher und habe mir diese großen alten Filme mit der Garbo und der Hepburn angeschaut, schwärmte die Französin. Ich habe immer von dem Glamour dieser Ära geträumt.
 
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Marion Cotillard beweist einmal mehr ihr Talent
 
Tatsächlich scheint Cotillard für ihre Rolle wie geboren. Sie spielt die eiskalte Resistance-Kämpferin genau so überzeugend wie später die Hausfrau und Mutter. Obwohl der Zuschauer nichts lieber will als die Wahrheit über Mariannes Identität zu erfahren, muss er sich damit bis fast zum Schluss gedulden.
 
Bis dahin lenken Spezialeffekte und digitale Tricks von einigen Längen gerade im zweiten Teil der 85-Millionen-Dollar-Produktion ab. Regisseur Robert Zemeckis, bekannt für Forrest Gump, hat dank Computeranimation ein täuschend echtes Casablanca und später London im Jahr 1942 geschaffen und sein Kameramann Don Burgess verblüfft ab der ersten Einstellung, in der Pitt per Fallschirm in der marokkanischen Wüste landet.
 
Für seine Marokko-Szenen hat Zemeckis sich bei David Lean inspirieren lassen. Gerade bei den Szenen in der Wüste wollte ich, dass es ausschaut wie bei Lawrence of Arabia’”, gab der Regisseur mit einem Lachen zu.
 
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“Allied” ist schön anzusehen, hat aber nicht das Zeug zum Klassiker
 
Die mit Abstand denkwürdigste Szene findet dann auch in der Wüste statt: Es ist die Liebesszene zwischen Marianne und Max in einem aufkommenden Sandsturm. Während sich die beiden auf dem Vordersitz ihres Autos ihre Leidenschaft hingeben, wirbelt die Kamera - scheinbar im Rhythmus der Sandkörner - immer schneller um sie herum.
 
Während Pitt und Cotillard anfangs noch gleich oft auf dem Bildschirm zu sehen sind, verschiebt sich der Fokus in der zweiten Hälfte auf Max und seine Suche nach der Wahrheit über seine Frau. Das ist schade, denn während Pitts Charakter der typisch gradlinige amerikanische bzw. kanadische Held ist, ist Cotillards Marianne vielschichtiger und damit ungleich interessanter. Dem Zuschauer bleibt sie leider genau so verschlossen wie ihrem Ehemann.
 
Robert Zemeckis gibt sich Mühe, das alte Hollywood in seinen Film zu zaubern und Pitt und Cotillard haben ganz eindeutig Spaß an ihren Einsatz, aber der Funke springt trotzdem nicht ganz über. Aus deutscher Sicht positiv zu bemerken ist die Nebenrolle von August Diehl. Der spielt einen in Casablanca stationierten Nazi-Offizier und fügt so eine weitere Hollywood-Rolle zu seinem Lebenslauf.
 
 
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