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***Auferstanden***

ae kritik
 
Autorin: Vivien Neder
 
Pünktlich zu Ostern geht es auch auf der Leinwand einmal mehr um die Auferstehung Jesu Christi. „Meine Güte, schon wieder!“ seufzt der Zuschauer. „Aber wir präsentieren euch die Geschichte doch aus einem ganz anderen Blickwinkel!“ antwortet darauf der Regisseur Kevin Reynolds. Denn im Mittelpunkt steht die Frage, wo der Leib Jesu Christi überhaupt abgeblieben ist?
 
Jesu Leben bis zu seiner Kreuzigung dürfte den meisten bekannt sein. Der Film setzt eben an diesem denkwürdigen Moment ein, an dem der Messias bereits gekreuzigt wurde und einem langsamen Tod entgegensiecht. Militärtribun Clavius (Joseph Fiennes), der schmutz- und blutverkrustet gerade erst aus einer Schlacht zurückgekehrt ist, wird an Ort und Stelle geschickt und gibt den Befehl, Jesu Tod mit einem Rippenstoß zu beschleunigen, um somit sein Leiden zu verkürzen. Er überzeugt sich selbst, dass Jesu Leben beendet ist und erlaubt, dass dieser in einem Felsengrab bestattet wird, statt einfach in das übliche Massengrab geworfen zu werden.
 
Mit der Kreuzigung tritt in Jerusalem aber nicht die erhoffte Ruhe ein. Da Jesus den Status des Messias für sich beanspruchte und seine Auferstehung drei Tage nach der Kreuzigung verkündete, befürchten sowohl die alteingesessene jüdische Gemeinde als auch die Römer Aufruhr, wenn der Leichnam abhanden kommen sollte. Das Grab wird versiegelt und mit Wachen versehen, aber tatsächlich verschwindet der Körper Jesu am dritten Tag. Die einen vermuten, dass die Apostel den Leichnam entwendet haben, um eine Auferstehung vorzutäuschen. Andere wiederum glauben an die Wahrhaftigkeit der Worte Jesu.
 
Pontius Pilatus (Peter Firth) kann den Skandal nicht auf sich sitzen lassen und beauftragt Clavius mit der Suche nach dem verschwundenen Leichnam. Keine leichte Aufgabe, denn in der Hitze Judäas machen die Verwesungsprozesse den Toten bald unkenntlich. Clavius arbeitet fieberhaft, um die Frage nach dem Verbleib des Leichnams zu klären, bevor es zu spät ist.
 
 
Die Suche nach Jesu Leichnam als römischer Krimi
 
Meist wird die Geschichte um Jesus Christus aus dem Blickwinkel seiner Anhänger präsentiert. In „Auferstanden“ wird der Spieß umgedreht: Wir sehen die Welt aus römischen Augen. Genauer gesagt aus den Augen eines besonnen, stoischen Militärtribuns, der der Auferstehung mit Skepsis begegnet. Dennoch kann er sich dem Zauber Jesu nicht ganz entziehen und wird langsam in dessen Bann gezogen.
 
Die Suche nach dem Leichnam gestaltet sich wie ein Krimi. Einem Polizeiinspektor ähnlich ruft Clavius verschiedene Zeugen zu sich und befragt sie, um mehr über den Verbleib des Toten herauszufinden. Die Wirkung Jesu wird mehr als deutlich, als jene Zeugen vorsprechen, die ihm tatsächlich begegnet sind. Dem Zuschauer soll vermittelt werden, um welch außergewöhnliche Persönlichkeit es sich handelte.
 
Joseph Fiennes ist für die Rolle des ruhigen, durchtrainierten Römers Clavius, gut gewählt. Seit seinen Zeiten als Shakespeare ist er reifer geworden. Der Film handelt viel von seinen Grübeleien und Zweifeln an Jesus aber auch an dem System Roms, in dem er selbst feststeckt.
 
Die Welt des Neuen Testaments ist patriarchalisch geprägt, was auch in der Besetzung des Films deutlich wird. Frauen kommen nur am Rande vor und bekleiden weniger relevante Ränge. Die einzigen beiden weiblichen Figuren, denen man ein wenig Aufmerksamkeit schenkt, sind Maria, Mutter Jesu sowie die Sünderin Maria Magdalena.
 
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Malerische Bilder ohne erschlagende Monumentalität
 
Der Regisseur versteht es, über weite Strecken Aufnahmen in die Geschichte einzuweben, die Gemälden gleichen. Trotzdem wird der Zuschauer nicht von exzessiver Monumentalität erdrückt. Vielmehr bekommt man das Gefühl, Szenen zu sehen, die sich so abgespielt haben könnten. Die Umgebung, die Menschen, die Farben verleihen dem Film einen Eindruck von Realismus. Einzig Simon’s Zähne fallen einem als etwas zu gesund auf. Für einen Mann seines Alters, in der damaligen Zeit und ohne Zahnhygiene ist ein solch blendendes Gebiss eher unwahrscheinlich. Doch dies nur am Rande.
 
Zwar werden die Kreuzigung und andere Gewalttaten gezeigt, dennoch geht es merklich nicht um die Freude an der Repräsentation von Gewalt. Das Meiste wird nicht explizit gezeigt, sondern eher angedeutet. Der Phantasie des Zuschauers wird Raum gelassen. Sogar das Turiner Grabtuch findet seinen Platz in der Erzählung.
 
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Fazit - Von der Schwierigkeit einen bekannten Stoff neu zu präsentieren
 
Der Tod und die Auferstehung Jesu sind ein ernstes Thema, das durch die Botschaft Jesu einen positiven Grundton bekommt. „Auferstanden“ führt den Blick des römischen Zweiflers ein, der mit der Genauigkeit eines Kriminalkommissars einen unauffindbaren Leichnam sucht. So wird dem Thema die übliche Schwere genommen und die Geschichte mit einem Hauch von Leichtigkeit erzählt.
 
Ein sehenswerter Film, der trotz der bekannten Materie die Aufmerksamkeit des Zuschauers in seinen Bann ziehen kann.