***Inferno***

 inferno kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Es hat ein paar Jahre gedauert, aber nun erlebt Robert Langdon sein drittes Abenteuer. Erneut schlüpft Tom Hanks in die Hauptrolle der Dan-Brown-Verfilmung. Biblische Konnotationen gibt es wieder einige, diesmal geht es aber um nicht weniger als das Ende der Welt. Na gut, um das Ende der Hälfte der Menschheit. Man muss die Kirche schon auch im Dorf lassen.
 
Die Menschheit ist eine Krankheit
 
In Florenz springt der Milliardär Zorbrist (Ben Foster) in den Tod. Zwei Jahre war er verschwunden, davor machte er mit Reden auf sich aufmerksam, die das Problem der Überbevölkerung ansprachen. Zorbrist war für eine radikale Lösung, ein Ausdünnen der Herde, damit der Planet – und damit auch die Menschheit als Ganzes – überleben kann.
 
In Florenz erwacht Robert Langdon mit einer Streifschusswunde am Kopf in einem Krankenhaus. Er leidet unter Gedächtnisverlust, aber seine Ärztin Sienna Brooks (Felicity Jones) hilft ihm, einem erneuten Anschlag auf sein Leben zu entkommen. Worum es geht, ist ihnen beiden nicht bewusst, doch Langdon hat einen Hinweis in seiner Tasche, dem sie nun folgen, denn schon bald wird klar, dass verschiedene Parteien hinter einem Virus her sind, das Milliarden töten könnte.
 
 
Überkompliziert
 
Mag man „Sakrileg“ noch eine gewisse Schlüssigkeit unterstellen können, so war schon „Illuminati“ recht konstruiert. Nicht anders verhält es sich bei „Inferno“, bei dem Dan Brown seinen smarten Rätsellöser in bester Bond-Manier mal wieder ein neues Abenteuer erleben lässt. Man merkt der dritten Geschichte aber schon an, dass hier mit Müh und Not an einer komplexen Geschichte gearbeitet wurde. Das Problem dabei: Nicht immer sind die Hinweise nachvollziehbar, bei manchen hilft nicht Kollege Zufall, sondern der simple Fakt, dass der Drehbuchautor seinen Figuren einen Moment der Erleuchtung gewährt.
 
Darüber hinaus jongliert man mit allerhand Figuren, was eine Komplexität vortäuschen soll, die schlicht und ergreifend nicht da ist. Denn so sehr sich schon der Roman und nun der Film auch bemühen, die Überraschungen sind spärlich gesät. Oder anders gesagt: Die großen Twists der Geschichte kann der findige Zuschauer Meilen gegen den Wind riechen. Am ehesten muss man noch den Kopf über Langdon schultern, der recht häufig an der Nase herumgeführt wird. Dabei ist er doch eigentlich ein smarter Mann.
 
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Ein Ozymandias für Arme
 
Die Geschichte ächzt an allen Ecken und Enden. Schon der grandiose Plan des selbsternannten Menschheitsretters Zorbrist will irgendwie nicht sinnig sein. Anfangs erklärt er, dass sich die Weltbevölkerung knapp alle 50 Jahre verdoppelt. Mit jeder Verdopplung verringert sich aber auch die Zeitspanne zur nächsten.
 
Sein grandioser Plan ist es nun also, die Hälfte der Menschheit zu vernichten, was immer noch knapp vier Milliarden übrigließe. Er hätte also etwa 50 Jahre gewonnen, danach wäre man auf dem Stand von 2016 und die Probleme – die Vernichtung der Umwelt und der Ressourcen – wäre so dramatisch wie eh und je.
 
Man merkt aber schon: Wenn man während des Sehens von „Inferno“ Zeit hat, über so etwas nachzudenken, dann hat der Film einfach Schwierigkeiten, den Zuschauer für sich zu gewinnen. Was bleibt, ist eine zumindest rasante Erzählweise und das wunderschöne Florenz, in dem sich die Geschichte mehrheitlich abspielt.
 
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Fazit
 
„Inferno“ ist leidlich spannend, allerdings leidet der dritte Teil der Robert-Langdon-Trilogie auch daran, dass die Geschichte zwar komplex anmuten will, aber eigentlich nur durchkonstruiert erscheint. Dinge passieren, weil das Drehbuch sie verlangt, nicht, weil es sinnig wäre. Zufälle treiben die Handlung voran, obwohl eigentlich alles geplant wäre. Unter dem Strich bleibt so eine sehr zerrissene Geschichte, die nur in den wenigsten Momenten wirklich überzeugen kann.
 
Aber immerhin: Tom Hanks ist gut und die Schauwerte sind hoch, wurde doch in Florenz und in Istanbul gedreht. Ein bisschen mehr hätte es aber durchaus schon sein dürfen...
 
 
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