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***Love & Friendship***

lafship kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Die Romane von Jane Austen sind häufig Vorlage für große Kinofilme. Aber Regisseur Whit Stillman zeigt, dass auch kleine Produktionen möglich sind.
 
Für seine Adaption des Briefromans „Lady Susan“ hatte er nur drei Millionen Dollar zur Verfügung. Rein ausstattungstechnisch ist „Love & Friendship“ aber ausgesprochen gelungen. Inhaltlich sieht es vielleicht ein wenig anders aus. Oder besser gesagt: Man muss schon ein Austen-Bewunderer sein, um sich an dieser etwas steifen Geschichte erfreuen zu können.
 
Auf Männersuche
 
Lady Susan Vernon ist verwitwet, aber gerade darum kreisen einige durchaus skandalträchtige Gerüchte über sie in der feinen Gesellschaft. Darum beschließt sie, sich fürs Erste aus der Schusslinie zu bringen. Zusammen mit ihrer Tochter Frederica besucht sie das Anwesen ihrer Verwandtschaft in Churchill.
 
Das Leben auf dem Land ist längst nicht, was Lady Susan zu schätzen wüsste, aber Churchill hat etwas, das sie dringen braucht: einen neuen Ehemann. Verschiedene Kandidaten stehen dabei zur Auswahl. Der junge und attraktive Reginald DeCoury ebenso wie der reiche, aber etwas dümmliche Sir James Marlin. Und dann ist da auch noch der ausgesprochen attraktive, aber leider verheiratete Lord Manwaring. Lady Susan folgt also ihrem Plan, aber einen geeigneten Heiratskandidaten zu finden, ist eine komplizierte Angelegenheit.
 
Und das umso mehr, da sie auch für Frederica Ausschau hält. Denn die ist im heiratsfähigen Alter, aber reichlich widerwillig.
 
 
 
Für Austen-Liebhaber
 
„Love & Friendship“ ist für Austen-Bewunderer sicher eine schöne Angelegenheit. Einerseits, weil schon lange keine Adaption der Autorin mehr ins Kino gekommen ist, andererseits, weil die Umsetzung sehr ansprechend ist. Stillman hat sich des Briefromans angenommen, der lediglich die Länge einer Novelle hat. In Austens Werk erscheint dieser Roman etwas arg kurz, vielleicht auch gehetzt. Vor allem aber entsteht der Eindruck, dass Dinge fehlen. Dialoge, Momente, ganze Szenen.
 
Das muss auch Stillman so empfunden haben, da er seine Geschichte selbst aufpolstert. Er erweitert sie und macht sich Austens Vorlage damit gänzlich zu eigen. Die Stärke des Autors ist dabei, dass er pointierte Dialoge erschaffen hat, die klassisches Feeling besitzen, aber zugleich nicht zu überkandidelt sind.
 
Mit ihnen einher geht aber auch das Gefühl, dass die Geschichte nie ganz in der Realität verankert ist. Ein Hauch von Märchenhaften ist vorhanden, aber zugleich fühlt sich der Film – in Teilen – auch sehr nach Austen an. Nur eben nicht immer.
 
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Exzellent besetzt
 
Eigentlich sollte Sienna Miller die Hauptrolle spielen, doch als sie absprang, übernahm Kate Beckinsale, die man natürlich lieber im engen Lederanzug Vampire und Lykaner bekämpfen sähe, aber sie schlägt sich in diesem etwas ruhig erzählten Historiendrama mit leichthumorigem Einschlag ganz gut. Im Original liefert sie ihre Dialoge mehr als überzeugend ab. Der Akzent passt, die Manierismen auch. Sie fühlt sich in dieser Geschichte zuhause – das merkt man ihrem Spiel an.
 
Eher verschwendet ist Chloe Sevigny, die in ihrer Rolle einfach nichts zu tun hat. Sie ist allenfalls schmückendes Beiwerk. Stephen Fry wiederum hat auch nicht viel zu tun, seiner Präsenz wegen bleibt er innerhalb dieser Geschichte aber gut in Erinnerung.
 
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Fazit
  
„Love & Friendship“ ist vor allem ein Film für Bewunderer der Autorin Jane Austen. Wer generell nichts mit ihren Arbeiten anfangen kann, der wird auch durch Whit Stillmans Produktion nicht eines Besseren belehrt werden.
 
Schön ist, wie Stillmann die Figuren einführt, wenn er jede einzelne im Porträt zeigt und erklärenden Text nutzt. Das ist wie die Liste der Dramatis Personae, die einem Theaterstück vorangestellt ist. Passend ist auch, dass Briefe vorgelesen werden und der Text auf der Leinwand zu sehen ist. Schöne Ideen eines optisch wirklich prächtigen Films.
 
 
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