Samira, die sich eingangs mit einem leichten Augenzwinkern als einen schlechten Menschen charakterisiert, beweist im Angesicht der Katastrophe Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Während erste Evakuierungsmaßnahmen anlaufen, zieht es sie und ihre Therapiekatze in eine andere Richtung als die restlichen Überlebenden. Eine saftige Pizza möchte sie essen. Nicht mehr und nicht weniger. So, wie sie es vor dem Ausbruch des Infernos geplant hat. Irgendwann begegnet sie dem verloren wirkenden Engländer Eric (Joseph Quinn), der ihr fortan nicht mehr von der Seite weicht.
„A Quiet Place: Tag Eins“ packt hier und da einen Jump-Scare aus, lässt es immer mal wieder krachen, zeigt die unbarmherzigen Aliens in Aktion. Und doch ist der Film weniger ein Monsterthriller, sondern vor allem ein Survivaldrama über die Kraft des Zusammenhaltens. Im dystopischen Kino dieser Tage wird oft das Der-Mensch-ist-des-Menschen-Wolf-Narrativ bemüht, das sicher seine Berechtigung hat. Gerade in aufgeregten Zeiten wie den unseren braucht es aber auch hoffnungsvolle Geschichten.
Wenn es hart auf hart kommt, sind wir nämlich durchaus in der Lage, eigene Bedürfnissen hintanzustellen, zu helfen, Trost zu spenden. Genau darum geht es Sarnoski in seinem Endzeitprequel, das immer wieder einen Gang zurückschaltet, Stille wirken lässt und in nachhallenden Szenen illustriert, wie wichtig in der größten Not gegenseitiges Stützen sein kann. Obwohl wir relativ wenig über die beiden Protagonisten erfahren und das Ende in groben Zügen vorhersehbar ist, geht ihre Beziehung mehr und mehr unter die Haut. Auch dank feinfühliger Schauspielleistungen.
„A Quiet Place: Tag Eins“ bietet vielleicht etwas weniger Thrill, ist dafür aber intimer als der zweite Teil und schenkt uns einige aufwühlend-einprägsame Bilder. Zu sehen, wie Samira gegen den Strom einer Menschenmasse läuft oder mit Eric die Donnerphasen eines Gewitters nutzt, um Anspannung und Verzweiflung hinauszuschreien, ist allemal bewegend. Ein Auge zudrücken muss man, wie schon in den anderen Reihentiteln, in Sachen Logik. Dass eine sichtlich ausgezehrte Hospizpatientin um ihr Leben rennt und schwimmt, erscheint zumindest etwas zweifelhaft. Überdies fühlen sich einige Passagen nach eher pflichtschuldigen Actioneinschüben an, die spektakelliebende Zuschauer zufriedenstellen sollen.
In „A Quiet Place: Tag Eins“ bedient Michael Sarnoski kompetent Muster des Endzeitkinos. Besonders am Herzen liegt ihm allerdings die zwischenmenschliche Komponente, was einen emotional immer kraftvoller werdenden Film entstehen lässt.